Löwendorf
Über die Ortschaft Löwendorf
Löwendorf, in früheren Aufzeichnungen "Leveringtorp" genannt, wurde bereits im 9. Jahrhundert als eine der ältesten Besitzungen des Klosters Corvey urkundlich erwähnt. 1998 feierte das Dorf "1.000 Jahre Löwendorf".
Im westfälisch-lippischen zählt Löwendorf zu den ganz wenigen in der Grundstruktur noch erhaltenen Angerdörfern. Die historische Siedlungsform ist in den Grundzügen noch erkannbar: Um den Anger (Teich) gruppieren sich die ältesten Höfe (z.B. 1770, 1806) sowie die Kapelle und geben dem "Oberdorf" einen geschlossenen Charakter. Typisch für den Ort ist ferner die straßendorfartige Verlängerung nach Osten mit den jüngeren und meist kleineren Anwesen, den breiten Vorflächen mit auf der südlichen Seite vereinzelt noch vorhandenen Nebengebäuden. Der charakteristische Haustyp, das niederdeutsche Hallenhaus als Vierständerbau (Fachwerk, reich verzeiert, Naturstein- oder Ziegelmauerwerk, Dacheindeckung mit Sandsteinplatten) ist noch in einer erfreulichen Anzahl anzutreffen.
Für Löwendorf wurden in den 80iger Jahren von der Gesellschaft für Landeskultur eine umfangreiche Dorfentwicklungsplanung erarbeitet, der zahlreiche Dorfentwicklungsmaßnahmen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich folgten. Der Löwendorfer Tobias Fechler schrieb 1998 eine umfangreiche Heimatchronik über Lowendorf/Saumer "1000 Jahre Löwendorf".
Die Kapelle aus dem 12 Jahrhundert urde 1862 erweitert und 1971 umgestaltet. Sie ist dem Märtyrer Patroklus geweiht. Die Bauerschaft Saumer wird in dem Corveyer Lehnsregister von 1375 erwähnt. Sie besteht heute noch aus drei landwirtschaftlichen Betrieben.
1695 verkauften die Inhaber der Löwendorfer Patronalgerichtsbarkeit, die Brüder von Kanne zu Bruchhausen, Friedrich Mordian und Johann Wilhelm (Domdechant) unter Einwilligung von Corvey das Lehen an den damaligen Fürstbischof Hermann Werner von Wolff-Metternich. Die Kannen zu Breitenhaupt fühlen sich bei dem Kaufakt übergangen und legten Einspruch ein. Daraufhin blieben sie bis zum Jahre 1813 als das Gut an acht ortsansässige Bauern veräußert wurde, in ihren partikularen Rechten bestätigt. Barockbaumeister Ambrosius von Ölde baute für Fürstbischof Hermann Werner ein Schloß in Löwendorf. Dieses stand nahe dem Dorfteich. Am Abend mußte immer jemand am Teich stehen und Steine ins Wasser werfen, weil die Frösche zu laut quakten und seine Exzellenz, der Fürstbischof, nicht einschlafen konnte.
1813 verkaufte Landrat Philipp Freiherr von Wolff-Metternich das Gut Löwendorf für 12.400 Taler an acht Bauern aus Löwendorf, deren Nachkommen heute noch im Ort wohnhaft sind. Seitdem ist Löwendorf selbstverwaltende Gemeinde. Da die Bauern befürchteten, ein neuer Graf würde einziehen und sie erneut als Einnahmequelle nutzen, rissen sie das Gut ab. Die Steine nutzten sie für die Erweiterung des Kirchenbaues im Jahre 1826 und zur heutigen Größe ausgebaut wurde.
In der Nähe der Ortschaft liegt die Bauernschaft Saumer. Diese wird in den Corveyern Lehnsregistern von 1375 erwähnt. Damals besaß Albert von Boffesen den Zehnten auf Saumer. Diesen Zehnten sowie viele andere Corveyer Güter und Einkünfte veräußerte das Kloster im Jahre 1576.
Für die Siedlungen Löwendorf, Hohehaus, Saumer und andere kleine später eingegangene Orte bestand eine gemeinsame Kirche. Diese befand sich ursprünglich in dem ausgegangenen Ort Langenhagen, wurde aber schon bald nach Löwendorf verlegt. Löwendorf selbst wird 1231 als Leverinetrop Pfarrort im Archivdiakonat Steinheim bezeichnet. Noch 1480 muß die Pfarrei bestanden haben. Im 16. Jahrhundert ging die Verwaltung der Pfarrei wahrscheinlich auf Marienmünster über. Löwendorf mit den anderen Ortschaften wurde Filiale der Klosterabtei. Im 16. und 17. Jahrhundert war die Löwendorfer Kirche als Wallfahrtsort weit und breit bekannt.
Als 1656 der Fürstbischof Theodor Adolph von Paderborn zur Visitation im Kloster zu Marienmünster weilte, berichteten ihm mehrere Einwohner von Löwendorf Einzelheiten über Wunder in der Kapelle und gaben dies zu Protokoll. Danach sollen viele Gebrechliche und Gelähmte zur Kapelle nach Löwendorf gekommen sein und vor dem von altersher verehrten Bild St. Patroclus gesund geworden und zu diesem Zeugnis ihre Krücken hinterlassen haben.
Berichtet wird auch von einem Ritter oder Soldaten aus Sommersell der um 1600 einmal nach Löwendorf zu der Kapelle geritten sei und zu dem Wunderbild spöttisch gesagt habe, das, wenn es Kraft und Macht hätte, sich wehren solle. Dabei habe er dem Bild mit dem Schwert die Nase abgeschlagen. Als der Ritter nach Sommersell zurückgekehrt sei, sei er krank geworden und die Nase sei ihm abgefault. Hohehaus und Löwendorf haben unter den vielfältigen Kriegseinwirkungen ebenfalls stark zu leiden gehabt. Besonders die Everssteiner Fehde, der 30jährige Krieg und der siebenjährige Krieg haben teilweise zur vollständigen Zerstörung der Orte geführt. Da die Kinder aus Hohehaus zur Schule nach Löwendorf mußten und der Weg dahin, besonders im Winter sehr schlecht war, errichtete die Gemeinde ein eigenes Schulgebäude. Im Zuge der Schulreform wurde die Schule 1969 aufgelöst. Die Kinder fahren seitdem zu den Schulen in Vörden.