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Mitteilungen aus dem Rathaus

Autor: Sabine Walter
Artikel vom 03.11.2023

Der Bürgermeister berichtet

Ziel: langfristige Sicherstellung der Versorgung

Die für unsere Bürgerinnen und Bürger wohl wichtigste Entscheidung dieser Wahlperiode beschloss der Stadtrat in seiner letzten Sitzung einstimmig: Die Stadt Marienmünster erhält ein kommunales Medizinisches Versorgungszentrum (kMVZ) und sichert damit die hausärztliche Versorgung im eigenen Stadtbereich.

Vorausgegangen waren zahlreiche Gespräche und Verhandlungen mit der kassenärztlichen Vereinigung, den Hausärzten, dem Beratungsbüro, der Kommunalaufsicht und vielen anderen Stellen bis hin zum Ministerium.

Mangels Nachfolge schloss bereits Ende 2022 die erste Hausarztpraxis in der Stadt Marienmünster. Aus einem im April 2022 geführten Gespräch mit Vertretern der kassenärztlichen Vereinigung (KV) und den für unsere Bürgerinnen und Bürger hauptsächlich tätigen Hausärzten war bekannt, dass in absehbarer Zeit auch die übrigen Praxen aus Altersgründen schließen werden. Die Bemühungen um eine Nachfolge blieben bislang erfolglos.

Der Ärztemangel betrifft besonders die ländlichen Regionen und wird sich in den nächsten Jahren deutlich verschärfen. Die Hausärztedichte wird nach Annahme der Robert-Bosch-Stiftung bis 2035 im Kreis Höxter um 50 % zurückgehen. Hinzu kommt, dass durch den demografischen Wandel der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung stetig zunimmt. Dadurch verschlechtert sich auch die ambulante medizinische Versorgung auf dem Land, denn hier nimmt die ältere Bevölkerung prozentual am meisten zu.

Die Gründe für den Hausärztemangel auf dem Land sind vielfältig: Jungen Medizinerinnen und Medizinern ist eine gute Work-Life-Balance wichtig. Dazu gehören geregelte Arbeitszeiten, Arbeiten in Anstellung oder in Teilzeit. Auch das wirtschaftliche Risiko einer eigenen Praxis ist den meisten zu hoch. Die wöchentliche Arbeitszeit des Inhabers einer Ein-Personen-Praxis beträgt bis zu 60 Stunden.

Würde auch die Hausarztpraxis in Vörden ohne Nachfolge schließen müssen, hätten über 2.000 Patientinnen und Patienten dauerhaft keine hausärztliche Versorgung mehr, würden Arbeitsplätze für das Personal wegfallen, hätte dies deutliche Nachteile für die benachbarte Apotheke und das Albert-Schweitzer-Haus. Auch würde die Attraktivität Vördens als Wohnort leiden und der Luftkurortestatus, der immerhin ca. 50.000 € pro Jahr Kurortehilfe bringt, würde wegfallen.

Der Stadtrat hatte, diese negativen Folgen vor Augen, bereits im Frühjahr die dostal&partner management-beratung GmbH mit der Konzeptionierung und Gründung eines kMVZ beauftragt.

Ein kMVZ ist eine ärztlich geleitete Einrichtung der ambulanten Gesundheitsversorgung, in der Vertragsärztinnen und -ärzte und/oder angestellte Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher oder gleicher Fachrichtung tätig sind. Derzeit gibt es rd. 4.300 MVZ in Deutschland. In kommunaler Trägerschaft gibt es in NRW bislang vier MVZ. Träger ist in diesem Fall die Kommune, die ärztliche Leitung muss bei einem Arzt/Ärztin liegen. Die Vorteile für die Ärztinnen bzw. Ärzte: flexibles Arbeiten, kein wirtschaftliches Risiko, keine Bürokratie, Konzentration auf medizinische Versorgung.

Das kMVZ Marienmünster kann zunächst mit zwei engagierten Ärztinnen betrieben werden. Dr. Tobias Lunemann wird in der Anfangsphase in der Praxis mitarbeiten. Frau Olga Krahn wird ihre Erfahrung auf Dauer im kMVZ einbringen. Dr. Olga Gauert wird das Team ab Februar verstärken. Die Erfolgsaussichten, weitere Ärztinnen und Ärzte zu finden, werden – anders als bei Ein-Personen-Praxen bzw. freiberuflichen Niederlassungen – als hoch angesehen, da das MVZ Marienmünster die Anforderungen jüngerer MedizinerInnen erfüllt. So konnte das kommunale MVZ Wettringen (LK Steinfurt) ebenfalls nach kurzer Zeit sogar ärztliche Initiativbewerbungen registrieren.

Als Praxisräume werden zunächst die bisherigen der Praxis Dr. Lunemann und Krahn dienen. Sobald weiteres ärztliches Personal eingestellt werden kann, soll ein neues Gebäude mit modernen Praxisräumen errichtet werden.

Starten soll das kMVZ im April 2024. Bis dahin müssen insbesondere der Gesellschaftsvertrag, der Grundstückskaufvertrag und die Arbeitsverträge geschlossen sein und die Zulassung von der kassenärztlichen Vereinigung sowie die aufsichtsbehördlichen Genehmigungen vorliegen.

Ich freue mich sehr, dass der Rat in Abwägung aller Risiken und Chancen sich zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger für die Einrichtung des kMVZ entschieden hat.

Ihr
Josef Suermann

Foto v.l.: Elmar Meyer, Olga Krahn, Dr. Tobias Lunemann, Dr. Olga Gauert, Kai Schöttler und Josef Suermann

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